Ein Erlebnisbericht

Paul May und Markus Lenz haben in der vorletzten Saison Veronica besucht. Über ihre Erlebnisse haben die Joungsters im aktuellen “Luftsport” berichtet.

Verlockendes Veronica

Wenn die Tage kürzer werden, die Temperaturen in den Keller rauschen und in Mitteleuropa nicht mehr ans Segelfliegen zu denken ist, mögen die Bedingungen im südlichen Afrika wie ein Traum erscheinen. Wahr gemacht haben sich diesen Traum kurzentschlossen Markus Lenz und Paul May vom SFV Vullkaneifel mit einem Aufenthalt in Veronica.

Schön, wenn über Weihnachten doch viele Piloten mit der Familie feiern wollen. Für die Junioren aus Utscheid war das nicht ganz so wichtig und sie hatten Glück. Bernd Dolba, der das Segelflugzentrum der Lodge Veronica in Namibia betreibt, hatte in dieser Zeit noch einen Arcus für sie. Von Clubkamerad Stefan Max, der Veronica bereits kennengelernt hatte, erfuhren sie vorab alles Wichtige über das Fliegen in Namibia.

„Gleich alleine starteten wir dann aber nicht. Unsere ersten Erkundungsflüge unternahmen wir betreut von Bernd Schwehm und Mike Köster“, erklärte Paul. Sie lernten: Sich über der Kalahari zurecht zu finden, ist doch etwas anderes als die Navigation über der Eifel. Markus: „Dass die Sonne im Norden steht, muss auch erst einmal verinnerlicht werden.“ Bei den eher spärlich gesäten markanten Geländemerkmalen ist die GPS-Navigation eine ganz wichtige Unterstützung.

Und sie lernten, bei frühem Start in Blauthermik und mit niedriger Arbeitshöhe die ersten Streckenkilometer zu sammeln. Wann startet man schon mal in Deutschland bei Blauthermik und nur rund 1000 Metern über Grund auf Strecke? In Namibia wird’s gemacht und es funktioniert. Dort ist die Thermik von Beginn an kräftig und auch zuverlässig, lernten die zwei.

Bei Standard-Wetter geht es dort mit dem ersten Leg nach Osten, wo zuerst Wolken entstehen. Die Stress-Distanz zu diesen ersten Thermikbojen, das Hüpfen von Außenlandemöglichkeit zu Außenlandemöglichkeit, fällt von Veronica angenehm kurz aus. Die Lodge, rund 150 Kilometer östlich von Windhuk gelegen, ist das östlichste der vier Segelflugzentren in Namibia.

„Bei der Planung unserer Strecken haben wir auf die Empfehlungen von Bernd im Briefing vertraut“, sagt Markus.

Bis zum Start gegen 11 Uhr war dann meist schon fast ein halber Tag vergangen. Um Arbeiten in der nach Sonnenaufgang schnell anschwellende Hitze zu vermeiden, wurden die Flugzeuge bereits um 6 Uhr nach dem Hellwerden für den Tag vorbereitet. Denn wer erst bei Sonnenuntergang nach 19:30 Uhr landet, hat danach kaum mehr Licht für die Pflege, das Tanken, … Dabei liegt in Veronica alles dicht beisammen, die gut organisierten Stellplätze mit allen wichtigen Utensilien gleich unter der Düne. Dort oben befindet sich die Lodge mit Restaurant, Pool und den Bungalows. Aus ihrer Höhe bietet sie einen tollen Blick über die Kalahari und auf die zwei in V-Form angelegten Pisten am Fuß der Düne.

In den allermeisten Fällen konnte fast aus der Parkposition heraus gestartet werden. Es ist nur eine kurze Rollstrecke für die Aufstellung auf der 08 mit 2500 Meter Länge oder der 02 mit rund 1500 Meter Länge. In Anbetracht der großem Geländehöhe (1325 Meter) und einer Temperatur von meist schon mehr als 30 Grade Celsius wird für den Start auch viel Pistenlänge benötigt.

Sind erst einmal die Wolken mit ihrer schnell ansteigenden Basis erreicht, beginnt das Rasen. Bei geschickter Ausnutzung von Aufreihungen lassen sich große Distanzen mit hohen Geschwindigkeiten ohne Höhenverlust bewältigen. Wo im Westen Kalahari und Namib aneinandergrenzen und die heißen Luftmassen aus dem Inneren Afrikas mit der kälteren Atlantikluft zusammenkommen, bilden sich an guten Tagen Aufwindlinien über hunderte Kilometer. Flughöhen von 5000 Meter über MSL tun ein Übriges, die Flüge schnell zu machen. Für die wahre Eigengeschwindigkeit liefern sie ein deutliches Plus.

Markus lernte die „Kante“, die Trennlinie zwischen Kalahari und Namib im Training „Discover Namibia in Veronica“ kennen. Für dieses Programm hatte Bend Dolba den x-fachen Weltmeister Sebastian Kawa gewonnen. Markus coachte er in diesem Training zum ersten Tausender. 1005 Kilometer standen bei ihrem Fähnchenflug nach Nordwesten und entlang der Kante nach Süden am Ende auf dem Zähler. Es war alles dabei: super Wolkenstraßen, die überentwickelten und am Ende ein Sandsturm. Beim zweiten Training haben sie die 1000er Grenze um 110 Meter denkbar knapp verpasst. Paul May ging mit einem 720-km-Flug durch Kawas Schule.

Das Training mit dem Weltmeister gab es erst zum Schluss. Für den Segelflugurlaub war es das High Light. „Aber es war schon anstrengend“, sagt Markus, „Sebastian hat die Fehler immer direkt angesprochen. Zu Hause bin ich dann in der Saison um Einiges besser geflogen.“

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